preußische Reformen: Freiherr vom und zum Stein und Fürst von Hardenberg

preußische Reformen: Freiherr vom und zum Stein und Fürst von Hardenberg
preußische Reformen: Freiherr vom und zum Stein und Fürst von Hardenberg
 
Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein wurde am 25. Oktober 1757 in Nassau geboren. Aus einem reichsritterlichen Geschlecht stammend, trat er 1780 in den preußischen Staatsdienst ein. 1804 wurde er zum preußischen Finanz- und Wirtschaftsminister ernannt. Er suchte den Staat für die Auseinandersetzung mit dem Frankreich Napoleons vorzubereiten, scheiterte jedoch schließlich mit Reformplänen, die die Staatsverwaltung betrafen, und wurde im Januar 1807 von König Friedrich Wilhelm III. entlassen. - Auf seinem Stammsitz verfasste Stein 1807 die »Nassauer Denkschrift«, in der er sein Programm einer Erneuerung des preußischen Staates darlegte. Nach dem Frieden von Tilsit wurde Stein auf Betreiben Napoleons leitender Minister. Unter ihm wurden die preußischen Reformen durchgesetzt. Er leitete 1807 die Bauernbefreiung ein, erneuerte 1808 die Staatsverwaltung durch Einführung von verantwortlichen Ressortministern und verwirklichte in der Städteordnung desselben Jahres die Selbstverwaltung der Städte. Gegen weitergehende Reformpläne versteifte sich der altpreußische Widerstand; Napoleon drängte auf seine Entlassung, da Stein die Vorbereitung für eine Erhebung in Norddeutschland zu unvorsichtig betrieben hatte. Seit 1812 politischer Berater Zar Alexanders I., bestärkte er diesen nach dem Rückzug der Franzosen im Russlandfeldzug, den Krieg mit dem Ziel der Befreiung Europas fortzusetzen. Im Frühjahr 1813 vermittelte er den preußisch-russischen Bündnisvertrag von Kalisch; die Verwaltung der in den Befreiungskriegen durch die verbündeten Truppen besetzten Gebiete wurde ihm unterstellt. Am Wiener Kongress nahm er als Mitglied der russischen Delegation teil. Am 29. Juni 1831 starb Stein auf seinem Besitz in Cappenberg.
 
Sein Nachfolger in der Leitung des preußischen Staates war Karl August Fürst von Hardenberg, der am 31. Mai 1750 in Essenrode bei Gifhorn geboren wurde. Der anfänglich im hannoverschen Staatsdienst tätige Jurist kam über ein Ministeramt in Ansbach-Bayreuth 1790 in den preußischen Staatsdienst. 1804-1806 war er preußischer Außenminister, 1807 leitender Minister. Auf Geheiß Napoleons wurde er nach dem Frieden von Tilsit entlassen. 1810 übernahm er wieder, jetzt als Staatskanzler, die Regierungsgeschäfte. Er setzte die Steinschen Reformen fort, baute 1810/11 die städtische Zunftverfassung zugunsten der Gewerbefreiheit ab und führte die Verwaltungsreform fort. Mit dem Regulierungsedikt von 1811 brachte er die Bauernbefreiung zu einem gewissen Abschluss; er setzte 1812 auch die Judenemanzipation durch. Hardenbergs Rang als europäischer Staatsmann wurde durch seine abwägende, die Niederlage Napoleons in Russland und die Konvention von Tauroggen klug nutzende Koalitionspolitik in den Befreiungskriegen begründet. Auf dem Wiener Kongress sicherte er Preußen bedeutenden Gebietszuwachs. Seitdem unterstützte er die Restaurationspolitik Metternichs, behielt aber im Innern den gemäßigten Reformkurs bei. Er starb am 26. November 1822 in Genua.

Universal-Lexikon. 2012.

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